Montag, 9. März 2009

Die große schwarze Tasche

Da steht sie.
Einfach so.
Auf der Kommode.
Die große schwarze Tasche.
So groß kommt sie mir gar nicht mehr vor.
Sie sieht ein bißchen schäbig aus. Und altmodisch.
Und alt ist sie auch.
10 Jahre ungefähr. Ist das alt für eine Tasche?
In der letzten Zeit hab ich sie richtig oft benutzt.
Nachdem sie endlich ihrer Bestimmung nachkommen konnte.
Tapfer hat sie mein verschiedenstes Sportequipment aufgenommen, damit ich es in der Gegend rumschleppen konnte.
Gar nicht mehr so leicht, denn da sind schon so einige Nähte gerissen.
Einige Löcher aus denen etwas rausfallen könnte.
Sie war auch schon mit auf Dienstreise und im Urlaub. Bevor das mit den Nähten passierte.
In mein Leben gekommen ist sie bei der Eröffnung eines Fitneßstudios, wo sie einer der Gewinne war. Nicht meiner. Aber ich wollte ja auch gar nicht in dieses Fitneßstudio.
Ich hab die Tasche dann geschenkt bekommen.
Obwohl ich gar nicht so recht wußte, was ich mit ihr anfangen sollte.
Angefangen habe ich erst später etwas mit ihr.
Da nahm sie nämlich kein Sportequipment auf, sondern die Erinnerungsstücke einer ganz besonderen Zeit.
Einer sehr intensiven Zeit.
All die Dinge, die ich aus dieser Zeit retten konnte und die mich an sie erinnern konnten.
All die Dinge, deren Anblick zu sehr geschmerzt hätte.
All die Dinge, von denen ich mich nicht trennen konnte.
Dinge von denen ich mich vielleicht nie trennen werde?
Ich weiß noch genau, wie ich sie gepackt habe.
Da stand sie also die große schwarze Tasche.
Vollgepackt mit Erinnerungen.
Gefühlen.
Traurigkeit.
Wut.
Verständnislosigkeit.
Ratlosigkeit.
Hoffnungslosigkeit.
Schmerz.
Da stand sie.
Hinter dem Fußende meines Bettes.
Aus dem Blickfeld.
Aber trotzdem da.
Da stand sie also. Eine ganz Weile. In der ich nicht wußte wohin mit mir. Wohin mit den Sachen.
Wohin mit der Tasche.
Wohin mit der Erinnerung.
Wohin mit dem Schmerz.
Bis ich ein neues Bett bezog.
Und einen neuen Schrank.
Und der Inhalt der Tasche in eine Kiste wanderte, die in den Tiefen des neuen Schrankes seinen Platz fand.
So wie sich das gehört.
Für Kisten mit Erinnerungen.
Seitdem war die Tasche frei.
Frei für Sportequipment und Reisen.
Nun ist sie in die Jahr gekommen.
Und neben ihr steht diese Neue.
Eine neue große Tasche.
Grau. Nicht schwarz. Mit Funktion.
Sie steht auf der Kommode.
Und riecht ganz neu.
Ganz ungewohnt.
Und wartet darauf, daß das Equipment umzieht von der alten in die Neue.
Hm...
Gar nicht so leicht.
Auch wenn es nur eine alte große schwarze Tasche ist.
Die einen an schmerzvolle Zeiten erinnert.
Kann ich nur so schwer loslassen.
Aber wird es nicht Zeit loszulassen?
Zeit der neuen Tasche eine Chance zu geben?
Die Chance gefüllt zu werden mit wunderschönen Erinnerungen?

Loslassen. . .

Vielleicht fülle ich sie mit anderen Dingen, die ich loslassen möchte.
Dann hätte ihr letzter Gang noch einen Sinn.
Die große schwarze Tasche.

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