Samstag, 8. November 2008

Kommunikation schafft Wirklichkeit

Letztes Jahr hatten wir in der Arbeit einen Fortbildungsvortrag mit diesem Titel.
Und so langweilig der Vortrag auch gewesen sein mag - so richtig ist die Aussage.
Die Frage, wie einen die anderen sehen....
Sie sehen einen so, wie man sich zeigt. Wie man redet. Was man sagt. Was man tut.
Niemand weiß, was man denkt, wenn man es nicht sagt.
Ja - sprechen kann man nicht nur mit dem Mund.
Die Augen sprechen ihre eigene Sprache. Die Hände. Der Körper. Die Gesten. Die Bewegungen. All das kann ein anderer hören. Sehen. Lesen.
Aber nur, wenn man eine gemeinsame Sprache gefunden hat. Sonst muß man ja zwangsläufig aneinander vorbei reden. Wenn der eine Spanisch spricht und der andere Schwedisch - was versteht man da voneinander. Wenn mab sich dabei nicht sehen kann. Wenn man sich sehen kann, kann man auch versuchen sich in einer der anderen Sprachen zu verständigen. Was denn auch einigermaßen klappt, wenn beide dazu bereit sind.
Aber wer ist das heute schon noch? In so einer schnellen Zeit. In einer Zeit von Telefon. SMS und Skype. Informationsaufnahme muß schnell sein. Da ist ja gar keine Zeit, um sich einzulassen. Auf die Sprachen, die der andere spricht. Wirklich genau zu schauen, welchen Ausdruck seine Augen zeigen. Zwischen seinen Zeilen zu lesen.
Wenn man verliebt ist, macht man sowas. Da saugt man jedes Zeichen des anderen auf. Fügt es zu seinem Bild vom anderen dazu. So ist man fähig, sich auch ohne Worte zu verstehen. Ein Blick genügt. Aber irgendwann wird die Verliebtheit zur Gewohnheit. Zum Alltag. Man hört auf die kleinen Zeichen zu lesen. Zwischen den Zeilen. Man beginnt sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Überfliegt nur noch die Schlagzeilen des anderen. Dann wundert man sich, daß der andere einem die Wünsche nicht mehr von den Augen ablesen kann. Denn genauso, wie man nur noch die Schlagzeilen liest, so fängt man an, nur noch Schlagzeilen zu produzieren. Schließlich ist der Mensch bequem und ständig das Kleingedruckte zu lesen ziemlich anstrengend. Womöglich erkennt man, das man eine Brille braucht? Man liest von Nebenwirkungen die man nicht versteht. Vor denen man möglicherweise Angst hat, die aber nur vorkommen, wenn ohnehin irgendwas nicht stimmt. Das Immunsystem der Beziehung ohnehin geschwächt ist.

Kommunikation bedeutet aber nicht nur, daß man die ganze Zeit vor sich hinplappert. Kommunikation bedeutet auch Interaktion. Dem anderen Zuhören. Auf ihn eingehen. Das, was man sagen will evtl. auf ihn abstimmen. Rückmeldungen berücksichtigen. Sich Austauschen. Nicht nur produzieren. Auch Aufnehmen. Akzeptieren. Etwas ganz Lebendiges.

Kommunikation findet aber nicht nur zwischen Menschen statt. Auch im Menschen.
Man redet mich sich selbst. Macht sich selbst ein Bild von sich. Auch hier ist es wichtig sich Zeit zu lassen. Zeichen lesen. Auf den Körper hören. Sich selbst immer wieder fragen. Hinterfragen.

Kann ich mir selbst noch in die Augen sehen?

Was sieht man da? Wie redet man mit sich selbst?

Vielleicht tut Schreiben deshalb so gut, weil man sich dabei selbst zuhören muß.

Was will ich eigentlich sagen?
Was will ich dem anderen sagen?
Was will ich mir selbst damit sagen?
Was will ich dem anderen von mir zeigen?
Was will ich selbst über mich erfahren?

Denn nur was man sagt, kann Wirklichkeit werden.
Ein Traum wird immer ein Traum bleiben, wenn man nicht anfängt über ihn zu reden, um ihn Schritt für Schritt verwirklichen zu können.

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